ISIS auslachen! Comedy aus Irak, Palästina, Libanon, Syrien, Jordanien.
Waffe Humor: Die arabische Welt lacht die IS aus
Die Terroristen der IS sind in den sozialen Netzwerken sehr stark vertreten. Sie posten viel und haben viele Follower. Die IS-Terroristen brüsten sich mit Gewalt und Mord und zeigen sogar Videos von Enthauptungen. Das ist furchtbar! Nun wird versucht diesem Treiben mit Humor etwas entgegen zu setzen. Humor ist eine gute Waffe. Auch wenn es durchaus Stimmen gibt, die das geschmacklos finden. Ich find´s gut. Es gibt, besonders auf Twitter #askIslamicState neben ein paar guten Gags tatsächlich viele geschmacklose Witzchen, viele davon haben nichts mit IS zu tun, sondern richten sich einfach gegen Muslime im Allgemeinen. Das finde ich dumm. Schlau fände ich es, wenn sich alle, die am friedlichen Zusammen-Leben interessiert sind – egal welchen Glaubens – solidarisieren würden. Vielerorts in der westlichen Welt gibt es das Vorurteil, jeder Muslim sei extremistisch eingestellt. Das halte ich für rassistischen Blödsinn. Um zu zeigen, dass es viele Comedians und Künstler aus dem islamischen Kulturkreis gibt, die ganz aktiv gegen religiösen Fanatismus vorgehen, habe ich mich ein wenig in der arabisch-sprachigen Humor-Welt umgesehen und tolle Sachen gefunden:
Zum Beispiel die irakische Animations-Serie „Der kleine Kalifatsbewohner“ auf Al-Iraqiyya TV, in der eine muntere, kleine IS-Zeichentrick-Figur auf einem Esel umher reitet, über alles meckert und fleißig Leute ermordet.
Auch toll: ein Sketch aus der libanesischen “Ktir Salbe“-Show auf dem Sender LBC: Fährt ein IS-Kämpfer Taxi. Er mault den Taxifahrer an: „Schalte das Radio ab. Teufelszeug, so was gab es früher nicht.“ Kurz drauf: „Schalte die Klimaanlage ab. Teufelszeug, so was gab es früher nicht.“ Dann: „Dein Handy. Teufelszeug, so was gab es früher nicht.“ Der Taxifahrer setzt ihn auf die Strasse: „Nimm ein Kamel in die Innenstadt, Taxis gab´s früher auch nicht“.
Sehr cool finde ich auch das satirische Bild, dass auf Twitter seine Kreise zog: Das Titelblatt der „Jihadi Vogue“ ein Modemagazin für den Gotteskrieger. Fashion-Tips für´s Kalifat. 8 Gründe, warum Bärte out sind.
Eines meiner liebsten ist ein Videoclip palästinensischer Kabarettisten. Wie es in der Realität auch geschieht, halten IS Kämpfer an einer Straßensperre LKW-Fahrer an und stellen fragen zum Islam; wer falsch antwortet wird umgebracht. Als sie einen Christen entdecken, beginnen sie zu streiten, wer ihn umbringen darf, denn für Christen gibt´s besonders viele Bonuspunkte.
Hier das Video:
Die libanesische Band „al-Rahil al-Kabir“ („Der große Verstorbene“) macht sich ebenfalls über IS lustig. Das macht die Band im Libanon sehr populär. Sie singen: „Alle werden weg gebombt, dann gibt es auch keinen Stau mehr.“ Auch schön ist das Lied vom Selbstmordattentäter „La bombe“.
In Jordanien erklärt das Künstlerkollektiv Kharabeesh in einem Zeichentrickfilm im „Sendung-mit-der-Maus“-Stil wie ein Gotteskrieger gemacht wird. Am Ende heißt es: „Für jeden ISIS-Selbstmordattentäter, kriegen Sie eine ISIS-Enthauptung“. Geil gemacht, aber ganz schön bitter.
Cartoon aus Jordanien vom Künstlerkollektiv Kharabeesh:
Zu erwähnen sind noch die youtube-Aktivisten von Anzeh Wlaw Taret, die eine Episode mit dem Namen „ISIS got talent“, benannt nach einer Castingshow, herausgebracht haben. Alle spielen mit Masken – es ist zu gefährlich sein Gesicht zu zeigen. Sie präsentieren sehr sarkastisch die Vorteile die IS bringt: Zerstörung und Mord. Leider gibt es keine Version mit Untertiteln zum selber schauen.
Und dann soll demnächst im irakischen Fernsehen eine Satire-Serie gegen IS ausgestrahlt werden. Der Trailer ist so was wie ein Musikvideo in dem alle möglichen Leute vorkommen. Der Teufel, Stalin, Dracula, der Joker von Batman, ein Cowboy. Ein bisschen wirr. Dass dort ausgerechnet eine Jüdin den Sohn namens ISIS auf die Welt bringt, finde ich allerdings superschräg und völlig unpassend. Was soll das denn?! Aber schaut es Euch selbst an.
Manche Sachen sind für mich schwer zu verstehen. Das liegt nicht nur an den Übersetzungen, sondern daran, dass ich viele Hintergründe und die Kultur nicht kenne. Und manches entspricht nicht meinen Comedy- Sehgewohnheiten. Insofern kann ich leider nicht über alles lachen. Worüber ich mich aber wegschmeißen kann vor Lachen, ist „Four Lions“ – ein Film, der schon etwas älter ist (GB, 2010). Ich habe ihn erst jetzt entdeckt. Es ist eine Dschihad- Comedy. Der britische Regisseur macht sich über eine islamische Terrorzelle lustig. Ein paar Typen wollen Anschläge machen, machen aber alles falsch, jagen sich selbst in die Luft. Ich finde den Film super lustig! Das ist allerdings kein arabischer, sondern britischer, schwarzer Humor.
Insgesamt bin ich positiv überrascht, was die Jungs ( Mädels sind ja kaum dabei ) im nahen Osten so alles raushauen. Auch wenn mir die islamische Kultur relativ fremd ist, merke ich, wie Humor uns dann doch alle verbindet. Finde ich toll, was da an Kabarett läuft. Nabil Assaf, Autor der „Ktir Salbe Show“ im Libanon sagte zur Presseagentur AP: „Indem man sich über die IS lustig macht, zeigt man, dass man gegen sie ist. Natürlich ist das ein sensibles Thema, aber die Satire ist ein Weg, Extremismus abzulehnen und den Menschen die Angst zu nehmen.“ Besser kann ich es auch nicht sagen. Keep on rockin´!
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