Komiker und Krieg: Schwarzer Humor aus Syrien
„Make laugh not war!“
Wie Comedians mit Krieg umgehen.
Es ist eine tolle Sache, Leute zum Lachen zu bringen. Das macht Freude; man tut etwas Gutes. Aber es geht noch besser: Man kann mittels Humor, Spott und Sarkasmus gegen menschenfeindliche Situationen angehen. Das wird hierzulande gern und gut gemacht. Kabarettisten engagieren sich gegen undemokratische Zustände, Krieg und Waffenhandel. Einen absoluten Kracher haben die Jungs und Mädels von der Anstalt mit ihrer Sendung vom 23.09.14 gelandet. Geile Sendung! Sie zeigen Hintergründe zur aktuellen Situation in Krisen- und Kriegsgebieten, serviert mit sehr schwarzem Humor. Zitat zum Thema: „Make laugh not war!“ Unbedingt anschauen.
In Deutschland riskieren kritische Kabarettisten höchstens Klagen, schweben aber nicht in Lebensgefahr. Andernorts schon. Deshalb bewundere ich die Komiker in Syrien, Irak und in all den Ländern, in denen ein Witz ein Todesurteil sein kann. Respekt für soviel Mut! Einen Kollegen in Syrien hat seine Arbeit das Leben gekostet: Tamer Al Awam wurde in Aleppo erschossen, als er für seinen Film Syria-Inside drehte. Syria-Inside ist eine Comedy-Doku im Kinoformat, die mit Humor die katastrophalen Zustände im Lande aufzeigt. Tamers Ziel war es, eine kulturelle Brücke zwischen der arabischen und der westlichen Kultur zu schaffen. Zusammen mit der deutschen Produktionsfirma filmbit ist ihm das posthum gelungen.In unseren Medien hört und sieht man im Zusammenhang mit Syrien meist nur Mord und Totschlag. Umso erfreulicher ist es, dass in diesem Film endlich mal Syrier selbst zu Wort kommen. Syrische Aktivisten und Künstler haben Webshows, Songs, dokumentarische Segmente und kreative Clips erschaffen, um mit Humor für die Freiheit ihres Landes zu kämpfen. Syria Inside zeigt deren künstlerische Arbeiten für ein westliches Publikum in englischer Sprache. Man bekommt Einblicke in das syrische Staatsfernsehen mit dem allgegenwärtigen Diktator Assad samt Gattin und enorm schrägen Werbeclips. Es werden syrische Gags erzählt, aber auch warum niemand sie auf der Strasse oder am Telefon zum Besten geben würde. Politische Gefangene erzählen ihre Geschichte und man sieht syrischen Alltag. All das flankiert von der seltsam-überdrehten Quiz-Show zweier syrischer Comedians, Zeichentrick-Parts und Sketchen. Man kriegt einen neuen, tiefgehenden Eindruck von Syriens Lage, den Menschen, ihrem Humor und ihrer Kultur.
Die zwei Hauptdarsteller, die Mala- Zwillinge, können aufgrund ihrer Regime-Kritik nicht mehr zurück in ihr Land; sie leben als Flüchtlinge in Frankreich. Es ist eine schwierige Aufgabe, das Elend in Syrien zu dokumentieren und dabei Witze drüber zu machen. Da muss man schon hart gesotten sein. Auch als Zuschauer: Bei soviel schwarzem Humor bleibt einem das Lachen manchmal im Halse stecken. Auf den ersten Blick wirkt das Spiel der Malas bisweilen etwas theatral, doch das bringt sarkastische Distanz zu den aufwühlenden Inhalten. Ein echtes Juwel dieser Film! Zu sehen ist Syria Inside auf dem Human Rights Festival in Wien, auf dem Beirut International Filmfestival und dem Arabischen Filmfestival in Tübingen. Im Internet kann man sich die kostenlose 50 min Version mit deutschen Untertiteln anschauen. Oder man nimmt gleich die 120 min Version, bei der es noch wesentlich mehr zur Sache geht. Damit tut man was Gutes, denn die Filmemacher haben diesen Independent Film ganz allein finanziert und die Künstler haben ohne Gage gearbeitet. Warum? Weil sie uns etwas Wichtiges zu erzählen haben.
Und hier der Link zum Film:
Syria Inside
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